Frühjahrstagung der Bürgermeister: Flüchtlinge, Anliegen von behinderten Menschen und Maßnahmen zur Wasserqualität
Die Unterbringung und
Betreuung der Flüchtlinge und die Auswirkungen der Zuweisungen auf Schulen und
Kindergärten standen im Mittelpunkt der Frühjahrstagung, zu der Landrat Jürgen
Bäuerle die Oberbürgermeister und Bürgermeister/in der Städte und Gemeinden ins
Landratsamt Rastatt eingeladen hatte. Der Erste Landesbeamte Dr. Jörg Peter berichtete,
dass die Suche nach Unterkünften mittlerweile in ruhigeres Fahrwasser gekommen
sei. Stark rückläufige Flüchtlingszahlen seien Anlass, die Anmietung einiger
anvisierter Immobilien vorerst nicht weiterzuverfolgen. Die jetzt eingerichteten
Quartiere bieten Platz für rund 3.000 Menschen, sodass der Zuzug in den
Sommermonaten bewältigt werden könne. Dennoch gebe es noch keine endgültige Entwarnung.
Die politische Lage sei zu ungewiss. Ärgerlich ist laut Peter auch, dass 795
Personen noch keinen Asylantrag bei der zuständigen Bundesbehörde stellen
konnten.
Polizeioberrat Sven Müller, Leiter
des Stabsbereichs "Einsatz" im Polizeipräsidium Offenburg, berichtete von einer
deutlichen Zunahme der polizeilichen Einsätze. Er lobte die Situation im Landkreis
Rastatt. Die dezentrale Unterbringung der 2.600 Menschen in 29 Quartieren, der
gute Zustand der Unterkünfte, der Sicherheitsdienst und die professionelle und
ehrenamtliche Betreuung würden zu einem friedlichen Zusammenleben beitragen.
Dabei spiele auch die intensive, gute Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und
den Städten und Gemeinden eine große Rolle. Das Konzept des Landkreises habe
sich bewährt, sagte Müller und empfahl den eingeschlagenen Weg so weiterzugehen.
Nennenswerte Probleme gibt es auch
nicht in Quartieren, die von den Gemeinden organisiert werden und derzeit rund
900 Asylbewerber in der Anschlussunterbringung beherbergen. Landrat Jürgen
Bäuerle dankte den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern für die Unterstützung
und das reibungslose Zusammenspiel mit der Landkreisverwaltung.
Eine schwierige Aufgabe ist die
Unterbringung der Flüchtlingskinder in Kindergärten und in passenden Schulen.
Die Leiterin des Staatlichen Schulamtes Rastatt Anja Bauer und
Schulamtsdirektor Franz Veith berichteten, dass in den Grund-, Real- und Werkrealschulen
des Landkreises Rastatt derzeit ca. 750 Kinder ohne ausreichende Deutschkenntisse
in 36 Klassen unterrichtet werden. Vorbereitungsklassen für Schüler und
Schülerinnen mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen gibt es auch an zwei
Gymnasien. Weitere 173 jugendliche Migranten, überwiegend Flüchtlinge, besuchen
die VABO-Klassen in den kreiseigenen Berufsschulen. Laut Veith ist die
flächendeckende Unterrichtsversorgung der Migrantenkinder im Landkreis Rastatt
bislang, auch dank der Unterstützung der Kommunen, gut gelungen. Dagegen sei
die Gestaltung des Unterrichts für Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen
Vorbildungen, Sprachen und Kulturen eine große Herausforderung für die
Lehrkräfte.
Künftig wollen die Kommunen und das
Staatliche Schulamt zu allgemeinen schulischen Themen Dialogrunden durchführen,
um so in engem Schulterschluss die Schulentwicklung zu steuern.
Landrat Jürgen Bäuerle und die Bürgermeister
sind sich einig, dass der Kraftakt "Flüchtlingsunterbringung und Betreuung"
ohne die ehrenamtliche Unterstützung, die sich in fast allen Gemeinden
etabliert hat, nicht zu bewältigen wäre. Dieses bürgerschaftliche Engagement
stimme zuversichtlich, dass die große Aufgabe der Integration so vieler
Menschen aus unterschiedlichen Kulturen gelingen kann, so der Landrat.
Wie die Pressestelle weiter
mitteilt, war auch die EU-Wasserrahmenrichtlinie Thema der Bürgermeisterversammlung.
Manfred Flittner, Leiter des Umweltamtes, gab einen Überblick über kommunale
Maßnahmen im zweiten Bewirtschaftungszyklus. Er erklärte, dass es Ziel der
neuen Wasserrahmenrichtlinie sei, einen guten ökologischen und chemischen
Zustand von Oberflächengewässer und Grundwasser zu gewährleisten. Im Mittelpunkt
stehe dabei auch die Nachrüstung fehlender Messeinrichtungen bei Regenwasserbehandlungsanlagen.
Das landesweite 318 Millionen Euro teure Programm "Punktquellen" enthält rund
160 Maßnahmen an kommunalen Kläranlagen und 430 Maßnahmen an Regenüberlaufprogrammen.
Im Landkreis Rastatt sind laut Amtsleiter Manfred Flittner neben dem Neubau von
15 Regenüberlauf- und Regenklärbecken insgesamt ca. 60 Optimierungs- oder
Installationsmaßnahmen geplant.
Wie es weiter heißt, hat sich in
der Runde der Gemeindevertreter auch Petra Mumbach als neue
Behindertenbeauftragte vorgestellt. Die Ansprechpartnerin für Menschen mit
Handicap, die seit Jahresbeginn als Stabsstelle innerhalb des Sozialamts organisiert
ist, fungiert unabhängig und weisungsungebunden. Sie ist nicht nur Anlaufstelle
für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörigen, sondern Ratgeberin, Impulsgeberin
und Koordinatorin in behindertenrelevanten Angelegenheiten im Landratsamt und
den Städten und Gemeinden und auch Initiatorin von Projekten, Schulungen und Veranstaltungen
im Sinne der Inklusion und Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen.
Die Bürgermeisterversammlung, die
zweimal jährlich im Landratsamt stattfindet, ist zu einer festen Einrichtung
geworden, die als Informationsdrehscheibe und Forum des Erfahrungsaustausches
allseits geschätzt wird.