Initiative Pro S2
Neue Bahnen - Zukunftsidee oder Anachronismus?
Schon der Begriff "Moderne Bus-Systeme" offenbart die Absicht, ein Straßenbahnprojekt als nicht mehr zeitgemäß zu desavouieren. Eine solche Phase hatten wir in den 50ern und 60ern des letzten Jahrhunderts schon einmal und gar manche Stadt hat es längst bereut, dem Trend erlegen zu sein; andere haben diese Phase überstanden und danach ihre Straßenbahnen z. T. sogar umfangreich ausgebaut.
Seit dem Jahr 2000 haben 55 Städte in 15 Ländern Europas neue Straßenbahnsysteme in Betrieb genommen, 3 weitere sind aktuell im Bau; Spitzenreiter sind Frankreich (19 + 1) und Spanien (13). Auch dort darf man demokratische Prozesse voraussetzen, die zu den Entscheidungen für solches Handeln führten.
Selbst aus Deutschland, wo so gut wie allen Infrastrukturprojekten eine entschieden ablehnende Haltung entgegenschlägt, zumindest wenn sie nicht woanders realisiert werden sollen, gibt es zuweilen dennoch positive Signale:
So entstand vor einigen Jahren die Idee, die Krebsbachtalbahn Neckarbischofsheim - Hüffenhardt in Bad Rappenau an die Elsenzbahn Neckargemünd - Bad Friedrichshall anzuschließen. Der Gemeinderat von Bad Rappenau lehnte dies im Frühjahr 2022 ab. Allein die Organisation eines Bürgerbegehrens reichte hier aus, dass er einem Kompromissvorschlag der Verwaltung gefolgt ist und noch im Herbst des gleichen Jahres dem Projekt zugestimmt hat!
Auch im Raum Erlangen - Herzogenaurach war es steiniger Weg. Die alte Eisenbahnstrecke von Erlangen nach Herzogenaurach konnte nicht erfolgreich bestehen, weil sie selten bedient wurde und man in Richtung Nürnberg umsteigen musste. Sie wurde abgebaut. Gegen heftige Widerstände plante man mit den heutigen technischen Möglichkeiten eine neue Stadtbahnlinie von Erlangen nach Herzogenaurach auf einer neuen Trasse. Am Ende beschloss der Erlanger Stadtrat, das Projekt einem zweiten Bürgerentscheid zu unterwerfen (beim ersten hatte sich schon einmal eine Mehrheit dafür ausgesprochen). Es wurde am 9. Juni 2024 mit einem eindeutigen "Ja" beschlossen (52,4 % Ja-Stimmen bei 66,7 % Wahlbeteiligung)!